Am 8. Mai 1945 ging mit der bedingungslosen Kapitulation der deutschen Wehrmacht der zweite Weltkrieg zu Ende.

Anlässlich des 73. Jahrestages des Kriegsendes gedachte der AfD-Kreisverband Potsdam der Opfer des Krieges auf dem sowjetischen Soldatenfriedhof in der Michendorfer Chaussee und der zivilen Opfer der Gewaltherrschaft am Gedenkstein für die deutschen Vertriebenen am Alten Markt.

Die Alliierten befreiten Deutschland und Europa vom Nationalsozialismus und beendeten ein Terrorregime,
das insbesondere Millionen Juden in ganz Europa das Leben kostete.
Auf den Schlachtfeldern starben 6,2 Millionen sowjetische und 5,3 Millionen deutsche Soldaten.

Aber nicht für alle Menschen war der 8. Mai ein „Tag der Befreiung“.
14 Millionen Deutsche wurden vertrieben, geschätzt 860.000 Mädchen und Frauen vergewaltigt,
Enteignungen, willkürliche Erschießungen und Deportationen in die Sowjetunion vorgenommen.
In der Sowjetisch Besetzten Zone wurde schrittweise eine stalinistische Diktatur etabliert.

Für Potsdam bedeutete die Errichtung einer stalinistischen Diktatur auf deutschem Boden Terror.
Dem fielen zwischen 1945 bis 1954 mindestens 60 Potsdamerinnen und Potsdamer zum Opfer.
Unter ihnen beispielhaft die Schüler des heutigen Albert-Einstein-Gymnasiums Joachim Douglas, Klaus Tauer und Klaus Eylert sowie 10 weitere
ihrer Freunde und Schulkameraden.
Zu den Opfern der neuen Diktatur zählte auch das Bürgermeister-Ehepaar Charlotte und Erwin Köhler,
das im März 1950 verhaftet und 1951 in Moskau hingerichtet wurden.

Dazu René Springer, MdB und Vorsitzender des Kreisvorstandes Potsdam:
„Zur Erinnerung an das Ende des zweiten Weltkriegs gehört nicht nur das Gedenken an die Kriegsopfer und die verfolgten und ermordeten jüdischen Mitbürger,
sondern auch die Benennung des Leids der vielen anonymen deutschen Opfer.
Wir von der AfD Potsdam wollen einen Akzent in der Gedenkkultur setzen, indem wir allen Opfern des Krieges gedenken
und dabei die Leiden der deutschen Opfer nicht unterschlagen. Vor allem wollen wir bislang weniger bekannte Potsdamer Gewaltopfer
aus der Anonymität holen.“

Ansprechpartner: Pressesprecher des Kreisverbands-Potsdam, Roman Kuffert

 

Hier die komplette Rede:

Rede 8.5.2018:   Das Ende des 2. Weltkrieges in Potsdam

Liebe Freundinnen und Freunde
liebe Potsdamerinnen und Potsdamer,
heute vor 73 Jahren
ging mit der bedingungslosen Kapitulation der deutschen Wehrmacht
nach 5 1/2 Jahren der 2. Weltkrieg zu Ende.
Ein Krieg, der auf allen Seiten brutal geführt wurde.
Ein Krieg, der sich zu einem Vernichtungskrieg entwickelte.
Ein Krieg, der von deutscher Seite auch gegen die eigene Zivilbevölkerung geführt wurde.
Besonders grausam aber gegen osteuropäische Völker.
Millionen jüdische Deutsche, Polen, Ukrainer, Ungarn
und viele Angehörige weiterer Nationen
wurden auf beispiellos grausame Weise umgebracht,
durch Zwangsarbeit vernichtet oder kamen schlicht durch Hunger zu Tode.
Auf deutscher und sowjetischer Seite
wurden Väter und Söhne von den Regimen
für einen erbarmungslosen Krieg missbraucht.
Millionen Soldaten ließen ihr Leben in Pflichterfüllung oder kämpften aus Angst vor
Repressalien bis zu ihrem Ende.
Auf den Schlachtfeldern leisteten die Völker der Sowjetunion
mit 6,2 Millionen Toten und rund 23 Millionen Verwundeten und Vermissten
den größten Blutzoll.
Von den 17 Millionen deutschen Wehrpflichtigen fielen 5,3 Millionen.
Hinzu kommen 1,2 Millionen Deutsche, die in Kriegsgefangenenschaft starben.
Ihnen allen gilt heute unser Gedenken.
Wir haben uns heute hier
am Gedenkstein für die Vertriebenen aus den deutschen Siedlungsgebieten
jenseits von Oder und Neiße versammelt,
die sich nach dem Verlust ihrer Heimat in Brandenburg niederließen.
Wir wollen damit nicht nur an die Grausamkeiten der Kriegshandlungen
oder an die Vernichtungspolitik der rassistischen, nationalsozialistischen Fanatiker
erinnern, sondern auch daran, was hinter den Frontlinien geschah
und was nach dem Kriegsende stattfand.
Das Schicksal der Vertriebenen, die sich in Brandenburg niederließen,
teilen sie mit geschätzt 14 Millionen Deutschen,
die ihre Heimat und ihr Hab und Gut
aus Angst vor der herannahenden Front aufgeben mussten,
die auf den Trecks übelsten Grausamkeiten sowjetischer Soldaten, polnischer und
tschechischer Ultranationalisten ausgesetzt waren.
Deshalb ist der 8. Mai 1945 nicht nur ein Tag der Befreiung
von der nationalsozialistischen Diktatur.
Oder wie Richard von Weizsäcker 1985 feststellte
„Der 8. Mai ist für uns Deutsche kein Tag zum Feiern“ –
sondern ein Tag der Erinnerung an den schlimmsten Irrweg in unserer Geschichte.
Dessen brutales Ende gegen deutsche Zivilisten
mit Deportationen, Morden und Massenvergewaltigungen unvorstellbaren Ausmaßes
wollen wir nicht vergessen.
Der 8. Mai 1945 ist zudem nicht nur
der Beginn der endgültigen Etablierung der parlamentarischen Demokratie
in Deutschland, sondern auch
der zweiten deutschen Diktatur – diesmal stalinistischer Prägung
und für viele Deutsche der Beginn eines weiteren Martyriums.
Unmittelbar nach Kriegsende begann in der sowjetischen Besatzungszone
die Realisierung eines totalitären Herrschaftssystems,
das abgeschwächt bis 1989 bestand.
Daher wollen wir heute hier derjenigen gedenken,
die in unserer Heimat Potsdam
nach der Besetzung durch das stalinistische Regime
willkürlich verhaftet, verschleppt und ermordet wurden.
Als Vater mit Kindern im schulpflichtigen Alter
denke ich besonders an die mutigen Schüler
des ehemaligen Realgymnasiums (heute Albert-Einstein-Gymnasium).
Joachim Douglas, Klaus Eylert und Klaus Tauer –
wurden am 18. Dezember 1945
von der sowjetischen Spionageabwehr SMERSCH verhaftet
und im Alter von 16 Jahren am 18. April 1946 in der heutigen Leistikowstraße hingerichtet.
Mit Ihnen verhaftet aber begnadigt
wurde Herrmann Schlüter.
Verhaftet wurden die Schüler unter der Anklage subversiver anti-sowjetischer
Propaganda und der Planung von Sabotageakten – sogenannter „Werwolf“-Aktionen.
Nach Aussagen Herrmann Schlüters
war es allerdings ihre Weigerung, am Russisch-Unterricht teilzunehmen.
Ihnen folgte eine zweite Gruppe Potsdamer Jugendlicher,
die vom Schicksal ihrer Freunde erfuhren.
Sie planten eine Aktion, um die erste Gruppe Jugendlicher zu befreien,
wurden verhaftet und größtenteils ebenfalls zum Tode verurteilt und ermordet.
Diese mutigen Jugendlichen waren:
Hans-Berthold Deimling, Hans Richter, Heinz Schwollius, Hans Gerhard Feuerstark,
Siegfried Kämmerer, Hans Gerhard, Joachim von Löwenstern, Hans Landt, Alfons Graetz,
Klaus Wächter, Engelhardt Marcks und Hans-Dieter Gränz.
Der wissenschaftliche Dienst des Bundestages stellte 2013 fest,
dass von 1945 bis 1954 nachweislich ca. 13.000 Deutsche
in die Sowjetunion deportiert und zum Teil ermordet wurden.
Andere Schätzungen gehen von bis zu 730.000 Deutschen aus
(darunter auch Volksdeutsche aus den ehemaligen osteuropäischen Siedlungsgebieten),
die zur Zwangsarbeit oder Hinrichtung deportiert wurden.
Unter ihnen war auch das Potsdamer Bürgermeister-Ehepaar Charlotte und Erwin Köhler.
Erwin Köhler war der erste CDU-Bürgermeister nach dem Kriege.
Nach Repressalien anlässlich seines Protestes
gegen die Zwangseingliederung der CDU in die SED und seinem Rücktritt,
wurde das Ehepaar Köhler am 28. März 1950 verhaftet, gefoltert,
zum Tode verurteilt, nach Moskau verschleppt
und 1951 im Gefängnis Butyrka hingerichtet.
Ihr Schicksal und das der Schüler teilten 60 Potsdamer bis zum Ende des Stalinismus.
Auch dies wollen wir nicht vergessen!
Abschließend sei auch an die 5 1/2 Millionen vor oder während des Krieges geflohenen
Sowjetbürger erinnert, die nach 1945 gegen ihren Willen unter Mithilfe der West-Alliierten
in das Terrorregime Stalins repatriiert wurden. Über 1 Million von ihnen wurde zum Tode
oder zu lebenslänglicher Haft im GULAG verurteilt. 3 Millionen dieser politischen
Flüchtlinge mussten in Stalins Arbeitslagern Zwangsarbeit leisten.
Die unzähligen Toten des 2. Weltkriegs und der totalitären Diktaturen müssen uns immer
mahnen, konsequent für die Freiheit einzustehen, Ideologien zu misstrauen und unsere
freiheitlichen Werte zu verteidigen.
Seien wir sensibel gegenüber ideologiegeleiteter Politik!
Zum Abschluss meiner kurzen Worte der Erinnerung lassen Sie uns ein Gesteck
niederlegen und gemeinsam in einer Schweigeminute all jener unschuldig zu Tode
gekommenen Menschen gedenken.

Quellen:
PNN, Guido Berg (11.12.2009) – http://www.pnn.de/potsdam/245025/
PNN, Guido Berg (18.12.2013) – http://www.pnn.de/potsdam/813196/
Die Welt, Berthold Seewald (8.5.2015) – https://www.welt.de/geschichte/zweiterweltkrieg/
article140655354/Wie-die-hohen-Verluste-der-Roten-Armee-entstanden.html
Weigelt et al. (2015) – Todesurteile sowjetischer Militärtribunale gegen Deutsche
(1944-1947), S. 361 ff
Gebhardt, Miriam (2015) – Als die Soldaten kamen: Die Vergewaltigung deutscher Frauen
am Ende des Zweiten Weltkriegs
Rede des Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker, Bonn, 8.5.1985 –
www.bundespraesident.de